Presse Review Sofia Umfahrer von der Mica

© Vero Sforza

BARAKAH – „KOYO“

Gespannt sei, wer sich in eine Fülle komplexer Rhythmen und spannender Klangspektren verlieren möchte. Voll Freiheit und doch die Spur haltend, wie ein Drache im Wind, der über seine Leine Verankerung findet. „Koyo“ – das neue Album der Jazz-Fusion-Band BARAKAH – erscheint am 25. 3. 2022 im Rahmen eines Live-Konzertes im Local in Wien.

Realisieren sich die kreativen Gedanken der in Wien gegründeten Band Barakah, wird prompt auf eine Reise der stilistischen Vielfalt aus aller Welt mitgenommen. Moderne Jazzklänge sind klar tonangebend, aber eine Scheu vor musikalischen Nachbarn wie Hip-Hop, Funk, Rock und Metal kennen die Sechs dabei natürlich nicht. On top verweben sie selbstbewusst lateinamerikanische Rhythmen, arabische Einflüsse und Elemente der nordafrikanischen Gnawa-Musik. Nordafrikanisch wird’s vor allem in „Koyo“. Die Inspiration für das Konzeptalbum lieferte nämlich eine spirituelle Fantasiegeschichte über eine gleichnamige zentrale Gestalt, die sich auf Wanderschaft begibt.

MUT ZUM UNBEKANNTEN – MIT VIEL PERFEKTION

In neue Welten wandern und Unbekanntes entdecken machen Barakah in ihrer Neuerscheinung zwar vor dem Hintergrund einer Geschichte zum Hauptthema. Doch scheint sich dieses sehr passend mit ihrem musikalischen Fingerabdruck zu fügen.

Vollgepackt mit Improvisation, wobei weder die vertretenen akustischen noch elektronischen Instrumente zu kurz kommen, und von der bestimmten Offenheit getragen, lässt sich die Experimentierfreudigkeit in den präsentierten Eigenkompositionen nicht leugnen. Mal ein bisschen hiervon, dann wieder etwas mehr davon, manchmal scheinbar gegeneinander oder aneinander vorbei, aber stets in eine doch vertraute Mitte zurückfindend, was eine gekonnte Auflösung mit sich bringt. An Reiz verlieren? Keine Chance. Denn mit einmaligem Hören sind noch längst nicht alle Nuancen und Einzelheiten herausgefiltert, welche zusammen in ein perfekt abgestimmtes Gesamtergebnis verschmelzen.

Die sprudelnde Positivität löst – rhythmusbedingt – unvermeidlich einen Bewegungsdrang aus und vermischt sich mit einer gewissen Ausgelassenheit und Neugierde.

Zwischendurch ziehen Harmonien ihre Fäden, die ein Gefühl des Herantastens beschreiben. Man könnte meinen, die Skepsis der musikalisch interpretierten Figur herauszuhören, als sich jene erkundend den Weg durch eine seltsame, ihr fremde Welt bahnt. Eine sich dazu einschleichende Nachdenklichkeit steht im Wechsel zu den energiegeladenen und zuversichtlich klingenden Sequenzen.

Dann beginnt auch nach und nach, aber mit Entschiedenheit die Ausbreitung einer gewissen gefestigten Sanftmütigkeit. Ein beruhigender Ausklang deutet sodann wohl auf die erfüllte Hoffnung des Wanderers hin, Fuß zu fassen und sich ein würdiges Leben aufzubauen.

In diesem ganz eigenen Sound steckt eine gehörige Ladung Präzision und so manch improvisatorische Einlage zeigt sich gar virtuos. Die mitreißende Leidenschaft springt nichtsdestotrotz zum Hörer über, womit Barakah definitiv einen positiv bleibenden Eindruck hinterlässt. Das Album „Koyo“ repräsentiert ein gelungen abwechslungsreich gestaltetes Konzept mit ansprechender musikalischer Umsetzung und vielen faszinierenden Details.

-Sophia Umfahrer